Sana aus Essen
Sana probiert gern Neues aus und geht dabei an ihre Grenzen. Das ist nicht selbstverständlich, denn während ihrer Jugend in Tunesien gab es kaum Sportangebote für Mädchen oder Frauen. Schon damals hatte sie einen großen Ehrgeiz und lief einen Halbmarathon. Jetzt freut sie sich darauf, die Marathon-Distanz zu bewältigen.
Woher kommst du und was machst du so im normalen Leben?
Ich komme aus Tunesien, bin aber in Doha, Katar geboren und aufgewachsen. Mit zwölf Jahren bin ich dann nach Tunesien umgezogen. Mit 27 habe ich mich entschlossen, mein Medizinstudium in Deutschland fortzusetzen. Ich bin verheiratet und mein Mann kommt aus Köln. Wir haben eine tolle Tochter und leben heute in Essen.
Ich liebe Musik, singe gerne und spiele Gitarre. Sport ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt meines Lebens. Ich mag es zu laufen und zu klettern, spiele Tennis und probiere gerne Neues aus.
Erzähl doch mal: Wann und warum hast du angefangen, zu laufen?
Als Kind wollte ich nie akzeptieren, langsamer als mein älterer Bruder zu sein. Deswegen bin ich immer an meine Grenzen gegangen. Zusätzlich ist Laufen eine wichtige Botschaft für mich: Da wo ich herkomme, war bzw. ist Sport eher etwas für Männer und Jungs und nichts für Mädchen. Beim Sportunterricht durften Jungs mehr machen und schwierigere Dinge ausprobieren. Ich finde aber nicht, dass Frauen und Mädchen unbedingt schwächer sind und habe immer versucht, die Sportübungen der Jungs mitzumachen. Ich war immer schneller als die Mädchen und auch als einige Jungs in meiner Klasse. Der Sportlehrer hat mir deswegen vorgeschlagen, in den Leichtathletik Club der Schule einzusteigen. Weil ich so schnell war, haben mich meine Mitschüler sogar Gammoudi genant. Gammoudi war der erste Tunesier, der eine olympische Goldmedaille über 5000 Meter gewann.
Was war bisher dein eindrucksvollstes Lauferlebnis?
Zwei wichtige Erlebnisse haben mich besonders geprägt.
Beim ersten war ich 16 Jahre alt: Ich habe an einem Halbmarathon teilgenommen. Das war für Schüler in Tunesien kostenlos. Ich laufe gerne, bin aber nie größere Distanzen gelaufen. Es war mein erstes offizielles Lauferlebnis. Als es los ging, bin ich so schnell gelaufen, wie ich konnte. 1500 Meter später konnte ich schon nicht mehr und bin ins Schneckentempo zurückgefallen. Alle haben mich überholt und ich dachte, ich wäre die Letzte. Die Strecke war schön, die Helfer haben mich ermutigt. Eine Ewigkeit später merkte ich kurz vor dem Ziel, dass ich doch nicht die Letzte war, sondern sogar einige Jungs aus meiner Schule hinter mir waren. Ziel erreicht!
Nach der Schule war Sport zu treiben leider schwierig und in meiner Uni gab es für Frauen so gut wie keine Sportangebote. Ein Kind später dachte ich mir, dass ich nie wieder richtig laufen könnte. Bis vor einem Jahr, als dieser Firmenlauf in Essen stattfand. Ich dachte mir, fünf Kilometer sind machbar und zur Not kann ich ins Ziel kriechen. Es hat geklappt und ich war schneller als ich dachte: 5:08 Minuten pro Kilometer!
Was ist deine Motivation, bei #DeinErsterMarathon teilzunehmen? Warum ausgerechnet Marathon?
Nach dem Firmenlauf bin ich süchtig geworden und habe mich bei jeder Laufveranstaltung in der Nähe angemeldet. Erst bei fünf, dann zehn und dann 17,4 Kilometer. Jedes Mal kämpfe ich bis zum Ende und jedes Mal genieße ich das Gefühl von Freiheit. Irgendwann mal, dachte ich mir, laufe ich einen Marathon. Ich muss einfach einmal das Gefühl erleben, diese Distanz zu bewältigen.
Wie hast du reagiert, als du erfahren hast, dass du dabei bist?
Ich war bei der Arbeit im Krankenhaus, als mein Handy klingelte. Ich kannte die Nummer nicht, ging aber trotzdem ran. Eine Stimme erzählte mir, dass ich am Berlin-Marathon teilnehmen werde. Ich fühlte mich etwas betäubt. Ist es wahr? Ich habe gewonnen? Wie? Als ich teilgenommen habe dachte ich mir, dass es so viele Teilnehmer gibt, dass es unmöglich klappen kann. Aber während des Gesprächs realisierte ich, dass ich es tatsächlich geschafft habe und fühlte unwillkürlich eine große Verantwortung. Ein Marathon ist kein Spielchen. Ich muss jetzt wirklich vernünftig trainieren.
Wie lief dein Training in den letzten Wochen?
Strukturiertes Training in Gruppen ist neu für mich. Die Trainer bei bunert machen einen tollen Job. Sport hat mir noch nie so viel Spaß gemacht wie jetzt! Dabei hilft auch die tolle Ausrüstung von adidas. Ich fühle mich top ausgestattet und in guten Händen. Ich habe zum ersten Mal begonnen, mich sportlich zu strukturieren und an einen Plan zu halten. Ich bin nie so oft und so lange gelaufen wie jetzt. Ein Marathon ist eine Verantwortung für den eigenen Körper, deshalb vertraue ich dem Plan und dem guten Rat der Trainer, die immer ein offenes Ohr für die kleinen Wehwehchen haben. Ich bin jede Woche erstaunt, wie gut mein Körper mitmacht. Mein Ausdauervermögen wird besser und die Schmerzen, die ich vorher beim Laufen hatte, sind verschwunden.
Gab es einen Moment, in dem du gezweifelt hast?
Verzweifelt war ich vor ein paar Wochen, als ich vom Gesundheitsamt in Quarantäne gesetzt wurde. Ich habe bis dahin konsequent trainiert und war viermal pro Woche laufen. Dann plötzlich strikte Ruhe und Sofa. Meine Stimmung war im Keller. So ein Training zu unterbrechen war hart. Ich konnte aber dank bunerts Trainingsangebot meine online Kraftübungen zuhause machen. Das war ein Trost und hat mir geholfen, optimistisch zu bleiben.
Wie war deine Leistungsdiagnostik?
Die Leistungsdiagnostik war besonders schön. Mein Tester Sven war ausgesprochen nett und hat mir geholfen, bis zum Ende durchzuhalten. Ich war sehr neugierig. Ich finde, dass die Leistungsdiagnostik ein sinnvoller Teil des Trainings ist. Man kann sich gut an den Ergebnissen orientieren und seinen Körper besser kennenlernen. Ich dachte am Anfang, dass es einfach wird, aber nein. Das war nicht einfach.
Was bedeutet die Absage des Berlin-Marathons für dich? Bist du trotzdem motiviert, im Herbst deinen ersten Marathon zu laufen?
Berlin, Berlin. Das Bild ist traumhaft: Brandenburger Tor, ein Marathon, 45.000 Teilnehmer. Kaum zu glauben. 42,195 Kilometer mit Hilfe von adidas und bunert zu überwinden war das Ziel. Alle Laufveranstaltungen, bei denen ich bis dahin angemeldet war, wurden inzwischen abgesagt. Es war irgendwie vorhersehbar, aber ich habe die Hoffnung bis zum Schluss nicht verloren. Ich habe ernsthaft daran geglaubt, dass vielleicht ein Wunder passieren könnte. Aber dann kam die Nachricht, dass alle Veranstaltungen in Berlin bis Ende Oktober abgesagt sind. Ich wusste nicht, wie es weiter geht… was ist mit dem Training? War alles umsonst? Wird das Projekt verschoben? Jetzt wissen wir, dass sich die Leute von bunert und adidas doch was als Ersatz haben einfallen lassen. Mehr weiß ich zwar nicht, aber ein Marathon ist ein Marathon und Berlin bleibt noch als Ziel für die Zukunft. Jetzt trainiere ich weiter und mein Ziel dieses Jahr ist es, die 42,195 Kilometer zu laufen.
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